Geschichtliches zum Gallus

Das Gallus gehörte von Anfang an zum Frankfurter Stadtgebiet – im Gegensatz zu anderen Stadtteilen wie Eckenheim oder Ginnheim, die als eingemeindete Dörfer erst später dazu kamen.

Bis Ende des 19. Jarhunderts war es ein großes Feld vor den Toren der Freien Reichsstadt Frankfurt, das so genannt „Galgenfeld“. Der Galgen, jahrhundertelang Hinrichtungsplatz für Verbrecher, stand auf dem Gelände des heutigen Hauptbahnhofs. Die Galluswarte begrenzte als „Galgenwarte“ und Teil der Frankfurter Landwehr die Stadt nach Westen. Hier führte die Handelsstraße von Frankfurt nach Mainz („Mainzer Landstraße“) hinaus, die Warte war der letzte Kontrollposten. Dahinter lagen Gutshöfe wie Hellerhof und Gutleuthof, die sich im Gallus heute als Namenspaten für Hellerhofsiedlung und Gutleutstraße wiederfinden.

Mit der Annektion Frankfurts durch Preußen 1866 erhielt das Galgenfeld neue Bedeutung. Hatte sich die Stadt bisher bewusst gegen die Industrialisierung entschieden, war diese jetzt nicht mehr aufzuhalten.

In der Gründerzeit des Deutschen Reiches wuchsen auf dem Galgenfeld Industrieflächen, um die Jahrhundertwende siedelten sich Arbeiter an. Viele kamen aus dem katholischen Gebieten um Fulda und aus der Rhön ins evangelische Frankfurt. Zeichen für den neu entstandenen Stadtteil war die Gründung der St.Gallus-Gemeinde 1903, die dem Gallus auch seinen Namen gab. In den 20er Jahren entstanden Wohnsiedlungen wie Hellerhof- und Friedrich-Ebert-Siedlung, die das Bild des Gallus prägten. Ein Relikt aus dieser Zeit ist der Spitzname „Kamerun“ -Seitenhieb auf schwarze, rauchende Fabrikschlote und rußverschmierte Arbeiter.*

Die Zeit des Nationalsozialismus ging am Gallus nicht spurlos vorüber. Vom September 1944 bis zum Einmarsch der Amerikaner wurden die heute denkmalgeschützen Gebäude der Adlerwerke als KZ-Aussenstelle „Katzbach“ mißbraucht. In den Jahren 1964 und ´65 fand im heutigen „Haus Gallus“ der Frankfurter Auschwitz-Prozess statt – eine Tafel neben dem Aufgang erinnert daran.

Nach dem 2.Weltkrieg kamen viele Gastarbeiter, die bis heute dem Stadtteil seinen multikulturellen Charme geben. Seit einigen Jahren ist das Gallus der Teil Frankfurts, wo die Umwandlung von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft am deutlichsten ist. Moderne Bürogebäude sind gewachsen. Das neue Image birgt für das ehemalige Arbeiterviertel Gallus die Chance auf eine neue Identität.

Aus Gallus Lebens- und Einkaufskultur vom Gewerbeverein Gemeinsam für´s Gallus e.V.

*Anmerkung der Redaktion: Diese ist eine von vielen möglichen Herleitungen des Namens.